Country Report: Vereinigte Arabische Emirate – Freiheit in der Wüste

Die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) sind seit Jahren ein Sehnsuchtsort für Unternehmer, Investoren und Auswanderer. Dubai und Abu Dhabi haben sich zu globalen Drehscheiben entwickelt – wirtschaftlich liberal, steuerlich attraktiv und kulturell erstaunlich offen. Wer bereit ist, Eigenverantwortung zu übernehmen und sein Leben jenseits europäischer Fesseln zu gestalten, findet hier ein Experimentierfeld für neue Formen des Wirtschaftens und Lebens.

1. Banking in den VAE – Chance mit Hürden

Ein Bankkonto in den Emiraten zu eröffnen, ist möglich – aber längst kein Spaziergang mehr. Die KYC-Anforderungen (Know Your Customer) wurden in den letzten Jahren sukzessive verschärft, ebenso die Regeln zu Anti-Money Laundering (AML). Hintergrund ist der Druck internationaler Organisationen und die Ambition der VAE, als seriöser Finanzplatz wahrgenommen zu werden.

Privatkonten

  • Eine Emirates ID (also eine gültige Aufenthaltserlaubnis) erleichtert die Kontoeröffnung enorm. Mit ihr öffnet sich der Zugang zu den großen Banken wie Emirates NBD oder ADCB.
  • Ohne Emirates ID ist es schwieriger, aber nicht unmöglich – vor allem, wenn man höhere Deposits einbringt und eine klare Herkunft der Mittel nachweisen kann.

Geschäftskonten

  • Für Unternehmer sind Corporate Accounts heute einfacher zugänglich als Privatkonten.
  • Klassische Banken prüfen streng, aber FinTech-Lösungen wie WIO Bank oder Mashreq Neo bieten flexiblere Zugänge, auch für Free Zone-Companies.
  • Vorsicht: Der Markt ist überschwemmt von „Beratern“, die angeblich Türen öffnen – oft zu absurden Preisen. Ein fähiger, seriöser Ansprechpartner ist Gold wert, aber Abzocke gepaart mit Unfähigkeit ist verbreitet.

Vorteile

  • Multi-Währungskonten (inkl. USD, EUR, GBP)
  • Hohe Stabilität der Währung (AED ist fest an den USD gekoppelt)
  • Zugang zu einem globalen Finanzzentrum jenseits der europäischen Überregulierung

2. Firmengründung – Chancen, aber mit Pflichten

Die VAE gelten noch immer als Eldorado für Unternehmensgründer: keine Einkommenssteuer, ein stark wachsender Markt, internationale Infrastruktur. Doch wer hier gründet, sollte sich von der romantischen Vorstellung verabschieden, alles laufe „offshore und ohne Regeln“. Die Realität ist klarer und strenger geworden.

Gesellschaftsformen

  • Free Zone Companies: beliebt bei Ausländern, da 100% Eigentum möglich und Gründung oft in wenigen Tagen erledigt.
  • Mainland Companies: für Geschäfte innerhalb der Emirate, zunehmend ohne lokalen Sponsor machbar.
  • Offshore Companies: v. a. für Holdings oder Asset-Strukturen, nicht für operatives Geschäft.

Neue Realität: Steuer & Buchhaltung

  • Seit Einführung der Corporate Tax (9%) ab 2023 ist eine steuerliche Registrierung für alle Firmen verpflichtend – auch wenn man am Ende durch Freibeträge oder Strukturierung faktisch keine Steuern zahlt.
  • Buchhaltungspflicht: Jede Firma muss eine ordnungsgemäße Finanzbuchhaltung führen.
  • Wirtschaftsprüfung: In vielen Free Zones (z. B. DMCC, JAFZA) ist eine jährliche Prüfung durch externe Auditoren vorgeschrieben – selbst für kleinere Unternehmen.
  • Strafen: Wer nicht fristgerecht bucht, meldet oder auditieren lässt, riskiert empfindliche Bußgelder.

Vorteile

  • Internationale Anerkennung und Seriosität: eine VAE-Gesellschaft öffnet Türen zu Bankkonten und Märkten.
  • Flexible Strukturen: von Ein-Personen-Unternehmen bis hin zu multinationalen Holdings.
  • Zugang zu Visa: Über eine eigene Firma erhält man unkompliziert Aufenthaltsrecht für sich und die Familie.

Foundations in ADGM und DIFC – Vermögensschutz in der Wüste

Die Emirate schaffen sich zunehmend Strukturen, die mit klassischen Offshore-Standorten wie Jersey, Guernsey oder den Cayman Islands konkurrieren sollen. Dazu gehören die Stiftungsvehikel (Foundations), die in ADGM (Abu Dhabi Global Market) und DIFC (Dubai International Financial Centre) möglich sind.

Was ist eine Foundation?

Eine Foundation ist ein eigenständiges Rechtssubjekt, das Vermögen hält und verwaltet – ähnlich einer Mischung aus einer Stiftung und einer Gesellschaft. Für Unternehmer, die über Vermögensschutz, Nachlassplanung oder Holdingstrukturen nachdenken, bietet sie ein flexibles Werkzeug.

Vorteile

  • Asset Protection: Vermögen wird aus der persönlichen Sphäre herausgelöst.
  • Nachlassplanung: Übertragungen können klar geregelt werden, unabhängig von lokalem Erbrecht.
  • Flexibilität: Foundations können Anteile an Unternehmen, Immobilien oder Bankkonten halten.
  • Rechtsrahmen: Sowohl ADGM als auch DIFC orientieren sich am englischen Common Law, was für internationale Investoren vertraut ist und im Streitfall hohe Rechtssicherheit bietet.

Noch jung – aber zukunftsweisend

Die Foundation-Modelle in den Emiraten sind vergleichsweise neu und stehen in direkter Konkurrenz zu europäischen und karibischen Strukturen. Noch ist der Markt klein, aber er wächst rasant, da immer mehr internationale Vermögensverwalter und Kanzleien die VAE als Alternative zum klassischen Offshore positionieren.

Common Law Courts – ein Alleinstellungsmerkmal

Ein besonderes Element: Die Gerichte in ADGM und DIFC arbeiten nach dem Common Law-System – unabhängig von der sonst in den Emiraten üblichen Scharia-Rechtsordnung. Damit entstehen Inseln internationaler Rechtssicherheit mitten in der Golfregion. Für Unternehmer, Investoren und Family Offices ist dies ein entscheidendes Signal: Hier können Verträge nach international anerkannten Standards geschlossen und durchgesetzt werden.

Common Law Testamente – Rechtssicherheit für Vermögen und Nachlass

Ein unterschätzter Vorteil der Sonderzonen ADGM (Abu Dhabi Global Market) und DIFC (Dubai International Financial Centre) ist die Möglichkeit, Testamente nach Common Law zu verfassen.

Warum das wichtig ist

  • Im Rest der Emirate gilt im Erbrecht traditionell die Scharia: Sie sieht eine starre Verteilung des Vermögens vor, die nicht immer mit den Wünschen westlicher Unternehmer oder Investoren übereinstimmt.
  • Das bedeutet: Immobilien, Firmenanteile oder Bankkonten könnten im Todesfall nicht so weitergegeben werden, wie es der Eigentümer geplant hat.

Lösung: Common Law Wills

  • Sowohl DIFC als auch ADGM bieten die Möglichkeit, Testamente nach Common Law zu registrieren.
  • Damit können Ausländer sicherstellen, dass ihr Vermögen nach westlichen Standards und nach ihrem eigenen Willen verteilt wird.
  • Dies gilt sowohl für in den VAE gehaltenes Vermögen (Immobilien, Firmenanteile, Bankkonten) als auch für internationale Assets, sofern gewünscht.

Vorteile

  • Rechtssicherheit: Verträge und Testamente werden vor unabhängigen Common Law Courts verhandelt.
  • Planungssicherheit: Unternehmer können Nachfolge, Holdings und Stiftungen kombinieren.
  • Internationaler Standard: Für HNWI, die Vermögen weltweit strukturieren, ist dies ein vertrauter Rechtsrahmen.

3. Steuern – Null bleibt nicht Null, aber fast

Die VAE waren lange bekannt für absolute Steuerfreiheit. Seit 2023 gilt jedoch eine Corporate Tax von 9% auf Unternehmensgewinne ab 375.000 AED. Dennoch gilt:

  • Keine Einkommenssteuer für Privatpersonen.
  • Keine Kapitalertrags- oder Dividendensteuer.
  • Mehrwertsteuer (VAT) bei 5%, eine der niedrigsten weltweit.
  • Internationale Meldepflichten: Die VAE sind inzwischen Teil des CRS, doch mit kluger Strukturierung bleibt das Land für internationale Investoren hochattraktiv.

4. Kryptowährungen – Reguliert, aber willkommen

Dubai hat mit der VARA (Virtual Asset Regulatory Authority) einen der modernsten Krypto-Rechtsrahmen weltweit geschaffen.

  • Exchanges, Broker und Custody-Anbieter können sich lizenzieren lassen.
  • Für Investoren bedeutet das: Rechtssicherheit und offizielle Anerkennung, statt Grauzone.
  • Alltag: In Dubai gibt es Cafés, Immobilienprojekte und sogar Regierungsdienste, die Krypto akzeptieren. Die VAE wollen sich als globales Krypto-Hub positionieren – ein Kontrast zu den restriktiven Tendenzen in der EU.

5. Immobilien – Kapital gegen Aufenthaltsrecht

Der Immobilienmarkt ist Dreh- und Angelpunkt der VAE-Strategie.

  • Eigentum ist für Ausländer in ausgewiesenen Zonen (Freehold Areas) voll möglich.
  • Preise: In Dubai variieren sie stark – von Luxusprojekten auf Palm Jumeirah bis zu erschwinglichen Apartments in Jumeirah Village.
  • Mietrenditen von 5–6% NETTO sind noch realistisch, höher als in europäischen Metropolen.
  • Golden Visa: Ab 2 Mio. AED (~500.000 EUR) Investment gibt es eine 10-jährige Aufenthaltsgenehmigung. Immobilien sind damit nicht nur Kapitalanlage, sondern auch Schlüssel zum steuerfreien Leben.

6. Auswanderung – Visa und steuerlicher Wohnsitz

Die VAE bieten eine Vielfalt an Visa-Optionen:

  • Golden Visa (Investoren, Immobilieneigentümer, Unternehmer).
  • Green Visa (Selbständige & Freiberufler).
  • Remote Work Visa für digitale Nomaden.
  • Standard Residency durch Firmengründung oder Arbeitsvertrag.

Steuerlich gilt: Wer seinen Lebensmittelpunkt in die VAE verlegt und mindestens 183 Tage dort lebt, kann eine Steueransässigkeitsbescheinigung erhalten – ein entscheidender Baustein, um sich sauber von Deutschland abzumelden.

Fazit – Wüste als Freiheitslabor

Die VAE sind kein klassisches Steuerparadies im alten Stil, sondern ein hochmoderner Standort für Unternehmer und Investoren, die Steuerfreiheit mit Stabilität und globaler Vernetzung verbinden wollen. Hohe Lebensqualität, Sicherheit und eine unternehmerfreundliche Regierung machen Dubai und Abu Dhabi zu Magneten für Kapital und Talente.

Wer nach einem Plan B sucht, findet hier eine seltene Kombination: geopolitische Sicherheit, steuerliche Attraktivität und eine klare Botschaft – Freiheit gibt es nicht geschenkt, aber man kann sie kaufen und gestalten.